Türkei, Rhodos, Zypern, Krim – das sind nur einige der Porträts von Orchideen-Standorten, die Karel Kreutz seit 1998 vorgelegt hat. Jetzt hat er ein zweibändiges Werk zu den Orchideen in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg vorgelegt: Orchideeën van de Benelux. Die Veröffentlichung feierte er mit einem Symposium in Maastricht:
Warum Orchideen anders sind: Orchideeën zijn mytisch, appelleren stark aan ons gevoel voor schoonheid, sagt @Baudewijnfloron auf Symposium in #Maastricht pic.twitter.com/Y3VnAwMiZ2
— Peter Zschunke (@pedromiramis) 8. März 2019
Zu den Referenten gehörte Daniel Tyteca von der Katholischen Universität Louvain (Löwen), der die Orchideen der belgischen Regionen Famenne und Calestienne vorstellte. Allein im Nationalpark Lesse et Lomme gibt es 31 Arten, von denen einige wie Epipactis microphylla (2004) erst vor wenigen Jahren erstmals nachgewiesen wurden. Tyteca wies auch auf Farbvarianten von Anacamptis morio und Orchis mascula hin.
Diese sind in dem Werk von Kreutz mit eigenen Abbildungen gewürdigt, soweit es Funde in den drei Benelux-Ländern gibt. Albiflora-Formen werden so auch von Dactylorhiza fuchsii gezeigt, interessanterweise aber nicht aber von Dactylorhiza maculata, Dactylorhiza majalis und auch nicht von Dactylorhiza incarnata – während diese Arten in anderen Regionen durchaus mit Albiflora-Formen vertreten sind. Auch von Orchis militaris, Orchis simia und Orchis purpurea sind keine Albiflora-Formen belegt. Anacamptis pyramidalis ist in dem Werk mit der Abbildung einer Albiflora-Form der var. dunensis vertreten, die 2016 von Londo, Kreutz und Sings beschrieben wurde. Hypochrome Formen sind auch von Ophrys apifera vertreten.
In der Taxonomie folgt Karel Kreutz dem 2008 von Daniel Tyteca und Erich Klein entwickelten Gattungssystem. Somit wird Anacamptis morio als Herorchis morio bezeichnet, Neotinea ustulata als Odontorchis ustulata. Und Anacamptis laxiflora wird als Paludorchis laxiflora geführt. Umgekehrt hält Kreutz an Aceras anthrophora und Listera ovata fest. Der Autor räumt ein: Over taxonomie kan men sterk van mening verschillen – zur Taxonomie gibt es große Meinungsverschiedenheiten. Zo is het onmogelijk om in dit werk een taxonomische indeling te hanteren, die voor iedereen aanvaardbaar is – somit sei eine für alle akzeptable Klassifizierung nicht möglich. Gewünscht hätte man sich dann aber zumindest im abschließenden Register, dass auch die jenseits von Tyteca & Klein gebräuchlichen Namen zum Nachschlagen berücksichtigt würden.
In seinem 2018 veröffentlichten Werk Orchids of the Crimea, verfasst mit Alexander Fateryga und Sergej Ivanov, folgte Kreutz noch der 1997 vorgelegten Taxonomie von Richard Bateman, Alec Pridgeon und Marc Chase. Den Wechsel auf das System von Tyteca und Klein begründet der Autor mit deren neueren genetischen Untersuchungen, auch wenn die daraus gezogenen Schlussfolgerungen umstritten sind.
Im nächsten Jahr will Karel Kreutz zunächst einen Feldführer Orchids of Europe, North Africa and the Middle East vorlegen. Diesem soll dann ein Gesamtwerk zu den Orchideen Europas in zehn Bänden folgen – zu erwarten für 2021/22, wie es in Maastricht hieß. Da auch Pierre Delforge seit der 4. Ausgabe seines Werks Orchidées d’Europe (2016) dem taxonomischen System von Tyteca und Klein folgt, dürfte dieses allein vom Gewicht der Veröffentlichungen her künftig weitere Verbreitung gewinnen.