Vierpunkt-Knabenkraut
Orchis quadripuntata verdankt seinen Namen den vier kleinen Punkten am Grund der Lippe. Mit einer Größe von lediglich 10 bis 30 cm ist Orchis quadripunctata eine besonders kleine und schlanke Pflanze. Der Stängel wächst aus einer Rosette von 2 bis 6 Blättern, die gefleckt oder ungefleckt sein können. Ein bis zwei weitere Blätter umhüllen den unteren Teil des Stängels. Der zylindrisch geformte Blütenstand ist mit 5 bis 30 Einzelblüten locker besetzt. Der Sporn ist fast so lang wie der Fruchtknoten, sehr dünn und entweder waagrecht gestreckt oder leicht nach unten geneigt. Der Fruchtknoten wird von einem dünnen Tragblatt eingeschlossen. Nur die beiden Petalen bilden einen kleinen Helm. Die abgerundeten Sepalen sind horizontal zur Seite sowie nach oben gerichtet. Die Lippe ist dreigeteilt. Die beiden Pollinien haben ihre eigene Klebscheibe, die Blüten werden von Insekten bestäubt.
Einordnung (Taxonomie)
Orchis quadripunctata wurde zuerst von dem italienischen Naturforscher Domenico Maria Leone Cirillo (1739-1799) beschrieben, was Michele Tenore in seiner Flora Napolitana (1812) zitiert. H. Kretzschmar u.a. ordnen Orchis quadripunctata in der Sektion der Pusillae in der Untergattung Masculae ein. Noch nicht ganz geklärt ist die Diskussion zur Bestimmung der auf Zypern wachsenden Pflanzen, bei denen es sich vermutlich um Orchis anatolica mit einem Einfluss von Orchis quadripunctata handelt.
Weiß blühende Form
Die Blüten von Orchis quadripunctata können rosa, rosarot oder purpurrot sein. Die weiß blühenden Pflanzen nannte Victor Raulin (1815-1905) 1861 Orchis brancifortii var. albiflora – der französische Geologe und Botaniker fasste damals Orchis brancifortii mit Orchis quadripunctata zusammen. Danach folgten Károly Rezsö Soó (1903-1980) mit Orchis quadripunctata lusus albiflora (1928) sowie Joseph Edgard De Langhe (1907-1998) und Renée D’Hose (1925-2000) mit Orchis quadripunctata f. albiflora (1980). Raulins Fehlbestimmung korrigierten 1989 Chryssoula und Antoine Alibertis Orchis mit einer Beschreibung von Orchis quadripunctata var. albiflora, mit dem Hinweis auf Raulin: „comb. et stat. nov. (Raulin)“. Sowohl Alibertis („4 maculas ad basim labelli gerens“) als auch H. Kretzschmar u.a. (Die Orchideengattungen…, 2005. S.362) erwähnen, dass bei der weißen Form „nur die 4 Punkte ihre dunkelrote Färbung bewahrt haben“. Es gibt aber auch Pflanzen mit vollständig weißen Blüten, ohne erkennbare Punkte. Fundorte der weiß blühenden Form wurden für Italien und Griechenland erwähnt.
Biotope, Blütezeit und Verbreitung
Orchis quadripunctata wächst auf Magerrasen und Weiden mit Kalkboden sowie in lockeren Wäldern bis zu einer Höhe von 1600 m. Die Blütezeit erstreckt sich von März bis Juni. Das Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf Süditalien (ohne Sizilien), die Küstenregionen des Balkans und Griechenland einschließlich Kreta.