Endlich habe ich sie getroffen: Die Bienen-Ragwurz im Rheinhafen Basel, die 2004 als Ophrys apifera var. basiliensis beschrieben wurde – 2006 hat sie Paul Delforge als Ophrys apifera f. basiliensis herabgestuft.
Mein Schweizer Freund Klaus Hess hat mich schon vor etlichen Jahren auf diese besondere Population von Bienen-Ragwurz hingewiesen. Nun haben wir uns in Basel getroffen und den Bus Waldhaus genommen. Von dort liefen wir zum Rheinufer. Zwischen Eisenbahngleisen und Fluss, begrenzt vom Container-Terminal im Westen und dem alten Auhafen im Osten, erstreckt sich ein schmaler Streifen Magerrasen, reich mit besonderen Arten. Die vorherrschende Grasart ist die Aufrechte Trespe (Bromus erectus). Dazwischen wachsen unter anderem auch die Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), der Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium pyrenaicum) und die Magerwiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare).
Bald entdeckte Klaus die erste Pflanze dieser besonderen Bienen-Ragwurz. Besonders ist sie nicht jir wegen der Abwesenheit von Farbpigmenten, sondern auch wegen der besonderen Form der Petalen. Diese sind sepaloid, viel länger und breiter als sonst bei der Bienen-Ragwurz. Die Blütezeit hat gerade begonnen. Während Klaus nach weiteren Pflanzen schaut, studiere ich die Blüte durch das Kamera-Objektiv – und beobachte so den selten Besuch einer Andrena-Biene bei einer Bienen-Ragwurz. Das war nur ein Besuch, keine Bestäubung, auch wenn die Biene Pollen von anderen Blüten mit sich führte. Ophrys apifera ist autogam, und die gelben Pollinien fallen schnell nach unten, um die Selbstbefruchtung austzuführen.
Die nächste Überraschung an diesem Himmelfahrtstag war die Begegnung mit Stefan Schwegler, der die Basler Bienen-Ragwurz zusammen mit Diethart Matthies als Ophrys apifera var. basiliensis beschrieben hat (in: Orchid Review 112/2004).
Er zeigte uns noch andere Pflanzen, darunter eine reguläre Form von Ophrys apifera mit ihren braunen und gelben Pigmenten sowie Platanthera chlorantha, Anacamptis pyramidalis und Dactylorhiza fuchsii. Und er erzählte uns von dem ständigen Bemühen, diesen besonderen Standort gegen die kommerziellen Interessen des Hafen-Managements zu erhalten. Die Population von Ophrys apifera var. basiliensis geht zurück, erklärte Stefan Schwegler. Aber sie umfasst immer noch etwa 100 Pflanzen. Die meisten blühen nicht jedes Jahr, warten auf ihre Zeit, in Erscheinung zu treten.
Diese weisse Ophris apifera var. basiliensis haben wir am 08.06.2024 wieder gefunden, an der selben Böschung zwischen Rhein und Bahngeleise – 6 Exemplare, prächtig weiss. Herzlichen Dank für den Hinweis.
Es ist schwierig geworden, in dieses Trockenbiotop zu gelangen, denn der Zugang vom Restaurant Waldhaus zur Schiffsanlegstelle ist geschlossen (dead end mit Zaun). Man muss dem Weg zum römischen Wachtturm folgen, aber dort, wo dann der braune Wegweiser zum Wachtturm steht, links das schmale geteerte Strässchen hinuntergehen, am, Schlagbaum vorbei links auf die schmale Auhafenstrasse einbiegen und dieser ca. 10 Minuten folgen (langweilig), bis man hinter dem Haus die Tür findet, durch die man ins Biotop gehen kann.