Orchideentagung in Neumühl: Rettungsaktion im Kanton Zürich

Von einer ungewöhnlichen Rettungsaktion im Kanton Zürich hat René Gämperle auf der diesjährigen Orchideen-Tagung in Kehl-Neumühl berichtet. Im Kanton Zürich sind Magerwiesen, lichte Wälder und andere Biotope massiv zurückgegangen. Gründe sind wie in anderen Regionen auch Überdüngung durch intensive Landwirtschaft und zunehmende Besiedlung: „Wo es an den Hängen am schönsten ist, kommen Villen hin“, sagte Gämperle.

Um schwache Populationen gefährdeter Arten wie Ophrys araneola zu stärken, hat Gämperle in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden Pflanzen manuell bestäubt, das Saatgut eingesammelt, mit Flusssand vermischt und schließlich ausgebracht. Sofern der geeignete Symbiosepilz im Boden vorhanden sei, komme man mit dieser Methode recht schnell voran, erklärte Gämperle, von der Aussaat bis zur ersten Blüte in drei bis sechs Jahren.

Einen anderen Weg ging er bei Anacamptis coriophora: Hier wurden Samenkapseln aus dem Wollmatinger Ried am Bodensee zu einem Experten für In-Vitro-Kulturen nach Schweden geschickt. Die so entstandenen Jungpflanzen wurden dann an sieben Standorten im Kanton Zürich ausgebracht, bis 2015 insgesamt 525 Pflanzen. Von diesen hätten in diesem Jahr 56 Pflanzen geblüht. Bei Arten, die vom Aussterben bedroht seien, seien solche Maßnahmen die einzige Möglichkeit zur Erhaltung, erklärte Gämperle. „Wenn wir jetzt nicht handeln, ist sie für immer verschwunden.

Auf die Gefährdung von Orchideenarten machte auch Peter Steinfeld in seinem Vortrag über das Biosphärenreservat Bliesgau im Saarland aufmerksam. Er ist dort seit 35 Jahren unterwegs ist und beobachtet die Veränderungen der Flora. Kurz vor dem Aussterben steht im Saarland Cephalanthera rubra – im Bliesgau entdeckte Steinfeld das letzte blühende Exemplar vor 20 Jahren. Stark rückläufig ist auch Dactylorhiza viridis. Vermutlich aus Lothringen breitet sich aber Limodorum abortivum aus, ebenso Ophrys sphegodes und Orchis simia. Als weiteren „Profiteur der Klimaerwärmung“ nannte Steinfeld auch Himantoglossum hircinum. Zum Thema Klimawandel stellte ich meine Eindrücke in diesem Sommer auf Gotland vor. Von extrem trockenen Standorten berichtete auch Jean-Marc Haas aus Usbekistan.

Helmuth Zelesny referierte auf der von Harald Baumgartner und Hubert Heitz organisierten Tagung mit mehr als 60 Teilnehmern aus vier Ländern über eine Exkursion zum Golzentipp in Osttirol, mit Farbvarianten von Nigritella rhellicani in weiß, gelb und karminrot. Auch Gymnadenia conopsea blüht in den Ausläufern der Lienzer Dolomiten häufiger in weiß. Die Verbindungen zwischen beiden Arten zeigen eine große Formenvielfalt. Seltener ist die Hybride von Gymnadenia conopsea mit Pseudorchis albida. Und auf Kalkboden ist dort auch Nigritella rubra zu finden. Die Vielfalt der Orchideenflora auf diesen hochalpinen Wiesen hat bereits Norbert Griebl in einem Beitrag für die AHO-Berichte dargestellt.

Helmut Presser referierte über neue Arten aus dem Umkreis von Ophrys holoserica und Ophrys scolopax in Frankreich wie etwa Ophrys demangei und Ophrys quercophila, die Eichen liebende Ragwurz. Hartmut Moeller zeigte wieder eindrucksvolle Bestäuberaufnahmen, diesmal hat er sich bei Epipactis palustris auf die Lauer gelegt und dabei Faltenwespen, Hummeln und Käfer beobachtet.

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