Albiflora-Orchideen auf Gotland

Immer wieder berichten Gotland-Reisende von Funden weiß blühender Orchideen, vor allem von Dactylorhiza incarnata. In diesem Jahr habe ich nun auch die Ostsee-Insel besucht, in einem besonders warmen und trockenen Frühsommer.

Dactylorhiza incarnata

Solche Dactylorhiza incarnata f. albiflora ohne jeden Farbton waren durchaus selten – während meiner Rundreise habe ich vier Pflanzen gesehen, was geschätzt der zu erwartenden Albiflora-Quota von zwei oder drei Promille entspricht. Sehr viel häufiger waren Pflanzen mit einem leichten Gelbton, ohne dass es sich dabei immer um die Subspezies (oder wie auch immer eingeordnete) ochroleuca handelte.

Tatsächlich lässt sich von der auf Gotland sehr häufigen Dactylorhiza incarnata sagen, dass diese Pflanze hier mit einem ausgeprägten Farbe-Polymorphismus auftritt – von weiß (sehr selten) über gelb (vereinzelt) und hellviolett/fleischfarben (häufig) bis zu den dunkelvioletten (häufig) Blüten der gelegentlich ebenfalls als Subspecies geführten Cruenta-Form.

Auch bei Orchis mascula waren Albiflora-Formen in der zu erwartenden Häufigkeit genetischer Mutationen zu finden. Dabei blieb stets das violette Punktmuster in den Blütenlippen erhalten.

Auf einer Wiese bei Östergarn sehe ich unter Hunderten von Gymnadenia conopsea auch eine schöne Pflanze mit weißen Blüten.

Einem Hinweis von Marco Klüber folgend finde ich in einem lockeren Kiefernwald an der Nordwestküste eine fast weiß blühende Orchis spitzelii. Die Farbtönung ist noch erkennbar, der Pigmentverlust nicht so ausgeprägt wie hier, aber es ist gleichwohl ein Hinweis, dass auch bei dieser Orchidee eine genetische Veranlagung zur Ausbildung von Albiflora-Formen vorhanden ist.

4 Kommentare

  1. Lieber Peter,
    danke für die schönen Impressionen und auch den wunderbaren Bericht auf miramis.de. Die Fotos und Berichte haben mir viel Freude gemacht. Besonders die Habitataufnahmen strahlen viel vom Flair Gotlands aus. Nun hast Du natürlich ein Seuchenjahr erwischt… leider! Die Individuenzahlen an allen von mir besuchten Standorten waren äußerst niedrig (und zwar sowohl an Sumpf- als auch an Trockenstandorten). Gotland hat durch mehrere sehr trockene Sommer sehr gelitten, viele Populationen sind im Vergleich zu 2011 und 2014 leider zusammengebrochen. Nur auf Epipactis palustris traf das nicht zu. Sie war in 2018 deutlich häufiger als bei meinen bisherigen Gotland-Besuchen – doch ein plausibler Grund dafür ist mir noch nicht eingefallen. Was die von Dir genannte Häufigkeit von Farbvarianten betrifft: Bei meinen bisherigen Besuchen auf der Insel hatte ich den Eindruck, dass bei Orchis mascula und bei den Dactylorhizen eine weitaus höhere Prozentzahl von hellen oder weißen Orchideen anzutreffen war als in diesem Jahr. Ich kann das aber leider nicht mit konkreten Zahlen belegen.
    Beste Grüße
    Marco

  2. Hallo
    Wir waren letzte Woche dort und konnten noch 1a Bilder der Cypripedium calceolus (Gelber Frauenschuh) machen. Das war eine Premiere für uns!
    Knabenkraut war noch in allen Varianten und Farben vertreten. Nur die Orchis spitzelii haben wir leider nicht finden können. Wir hatten im Bereich Naturschutzgebiet Hall-Hangvar leider vergeblich gesucht.
    Weißes Knabenkraut kam übrigends recht häufig vor.
    Überaschenderweise haben wir auch Ophrys insectifera (Fliegen-Ragwurz -Flugblomster) ablichten können. Es waren drei Pflanzen dort.
    Zwischen durch war auch überall mal das Breitblättriges Knabenkraut (lat. Dactylorhiza majalis) zu finden.
    Und – alles ziemlich trocken dort auf Gotland!

    Insgesamt eine tolle Fotowoche!
    Liebe Grüsse
    Angelika und Fred

  3. 2021 war es etwas feuchter, aber in diesem Jahr setzt sich die Trockenheit fort. Schön dass ihr trotzdem besondere Pflanzen erleben konntet!

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